Wasserstoff ist einer der Energieträger der Zukunft – auch im rheinland-pfälzischen Kaisersesch. Im hier stattfindenden Reallabor der Energiewende SmartQuart startet jetzt der Bau eines Wasserstoff-Quartiers. Neben der Strom- und Wärmeversorgung profitiert auch der ÖPNV davon.
Mit seinen Wohnvierteln, Industrie- und Gewerbegebieten sowie kommunalen Gebäuden ist Kaisersesch ein typisches kleinstädtisches Mischgebiet. Mit diesem Profil passt die Gemeinde gut in das mit rund 19,5 Millionen Euro vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderte so genannte Reallabor der Energiewende SmartQuart. Ein Ziel des Projektes ist es, die Energieflüsse in unterschiedlich strukturierten Quartieren zu verbessern. Neben Kaisersesch zählen dazu noch Quartiere in den nordrhein-westfälischen Städten Essen und Bedburg. Durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) können hier die Erzeugung, Umwandlung, Speicherung und Verteilung von Energie optimal gesteuert werden.
In der Verbandsgemeinde Kaisersesch soll ein Wasserstoff-Mikrogrid entstehen. Dabei handelt es sich um ein kleinräumiges Wasserstoffnetz, über welches der durch Elektrolyse erzeugte Wasserstoff verteilt wird. Dieser soll hier zukünftig zur Nutzung in der Mobilität produziert werden und auch zur Wärmeversorgung über ein Nahwärmenetz eingesetzt werden. Damit dies funktioniert, muss zunächst die passende Infrastruktur geschaffen werden.
Dazu zählt neben einem Elektrolyseur ein LOHC-Speicherterminal. Dadurch besteht die Möglichkeit, den erzeugten Wasserstoff durch eine exotherme Reaktion (Hydrierung) langfristig zu speichern oder an andere Standorte zu transportieren. Die Gasdruckregel- und Messanlage (GDRM) sorgt dafür, dass das gelieferte Gas in wenigen Millibar Druck zur Verfügung steht – optimiert auf den Endverbraucher. Die Installation dieser Anlagen wird bald beginnen. Vorher startet jetzt der Bau der Wasserstoffleitungen in Kaisersesch: Die Bauplanung ist abgeschlossen, die Genehmigung für den Leitungsbau liegt vor, und die Projektverantwortlichen haben Unternehmen für den Rohr- und Tiefbau ausgewählt.
Grüne Energie aus Wasserstoff für Industrie und Bürger
Strom aus regenerativer Erzeugung wird hier in Power-to-Gas-Anlagen zunächst in Wasserstoff umgewandelt. Dieser versorgt dann zum Beispiel ein Blockheizkraftwerk, welches wiederum Energie ins Nahwärmenetz einspeist und so die Bürgerinnen und Bürger mit klimafreundlicher Wärme versorgt. Die bereits vorhandene Anlage wurde dazu auf Wasserstoff umgerüstet. Die Industrieunternehmen können den Wasserstoff ebenfalls für ihre Prozesse einsetzen. Neben einer H2-Tankstelle soll es eine wasserstoffbetriebene Busflotte für den regionalen ÖPNV geben. Und auch das lokale Klärwerk profitiert: Es wird mit der bei der Wasserstoffproduktion anfallenden Abwärme versorgt.
Weitere Reallabore der Energiewende in Deutschland
Das Vorhaben SmartQuart ist ein so genanntes Reallabor der Energiewende. Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz werden hier innovative Technologien in der praktischen Anwendung unter realen Bedingungen und im industriellen Maßstab getestet. Die in den Projekten gesammelten Erfahrungen können Fachleute anschließend nutzen, um den tiefgreifenden Umbau des Energiesystems in Deutschland entscheidend Richtung Klimaneutralität voranzubringen.
Zum Thema „Energieoptimierte Quartiere“ sind bereits fünf weitere Reallabore der Energiewende gestartet:
JenErgieReal - Energieoptimiertes Reallabor Jena mittels in Echtzeit skalierbarer Energiespeicher
DELTA – Darmstädter Energie-Labor für Technologien in der Anwendung
GWP – Großwärmepumpen in Fernwärmenetzen
IW3 – Integrierte WärmeWende Wilhelmsburg
Auch im Bereich „Sektorkopplung und Wasserstofftechnologien“ starteten bereits fünf Reallabore der Energiewende. Einen Überblick über alle Vorhaben sowie weiterführende Informationen zum Thema finden Sie auf energieforschung.de. (bs)