Sauerland als Modellregion
Projekt HydroNet will Wasserstoff ganzheitlich in die Praxis bringen
Mittelstand und Forschung – im Projekt HydroNet arbeiten sie zusammen. Insgesamt zwölf Partner wollen in den nächsten fünf Jahren einen Wasserstoffmarkt im Sauerland aufbauen. Anfang April hat sich das Konsortium erstmals öffentlich vorgestellt.
Was haben Toilettenpapier und Draht gemeinsam? Beide Produkte werden in energieintensiven Prozessen hergestellt, die meist fossile Energieträger erfordern. Produzenten im Sauerland wollen das künftig ändern - mit Hilfe von Wasserstoff. Im groß angelegten Forschungs- und Entwicklungsprojekt HydroNet arbeiten Abnehmer aus der Industrie deshalb mit Partnern entlang der gesamten Wertschöpfungskette sowie Forschungseinrichtungen zusammen.
Das Vorhaben ist im Oktober 2024 gestartet und soll künftig als Modellprojekt für andere Regionen dienen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) fördert HydroNet mit rund 18 Millionen Euro im Rahmen 8. Energieforschungsprogramms als Beitrag zur Mission Wasserstoff 2030.
Was genau in den fünf Jahren Projektlaufzeit im Sauerland entstehen soll, haben die Projektpartner nun bei einem Symposium in Arnsberg erstmals öffentlich vorgestellt. In verschiedenen Impulsen und Panels sprachen sie über die Chancen aber auch Herausforderungen eines solchen Großprojektes und diskutierten Zukunftsperspektiven für die Wasserstoffwirtschaft in der Region, Deutschland und der Welt. Mehr als 180 Besuchende hatten sich angemeldet.
Mittelständische Unternehmen im Fokus des Projektes

Die Bedeutung von Wasserstoff für die Energiewende und den Wirtschaftsstandort Deutschland hob Katherina Reiche, Vorstandsvorsitzende der Westenergie AG und Vorsitzende des nationalen Wasserstoffrates in ihrem Auftaktimpuls hervor. Wasserstoff und seine Derivate seien für viele Regionen der Welt keine Vision mehr und man dürfe nicht den Anschluss verlieren, warnte Reiche. Sie äußerte sich jedoch zuversichtlich, dass man der Herausforderung gewachsen sei und lobte die Leistungsbereitschaft und den unternehmerischen Mut der Partner.
Eine Besonderheit von HydroNet ist, dass zahlreicher lokale Akteure aus der Region im Projekt mitarbeiten: insgesamt zwölf Verbundpartner und neun assoziierte Partner. Die beteiligten Unternehmen kommen etwa aus der Papierindustrie, der Automobilzulieferung, der Metallverarbeitung und dem Mobilitätssektor. „HydroNet fokussiert sich auf den Mittelstand, ganz konkret die mittelständische Industrie, die Bedarf nach Wasserstoff hat,“ erklärt Dr. Andreas Breuer, Leiter Wasserstoff bei der Westnetz GmbH und Projektleiter von HydroNet. „Im Sauerland gibt es viele dieser Unternehmen, die hohe Temperaturen benötigen und als Alternative zu Erdgas auf Wasserstoff umstellen wollen.“ Damit das gelingen kann, plant das Konsortium unter anderem, eine stillgelegte elf Kilometer lange Erdgasleitung zwischen Arnsberg und Balve für den Wasserstofftransport umzuwidmen.
Zertifizierung von grünem Wasserstoff im Blick
Der Fokus von HydroNet liegt dabei immer auf der gesamten Wertschöpfungskette – von der Erzeugung über die Verteilung bis zur Nutzung in der Industrie. Unternehmen aus verschiedenen Branchen arbeiten deshalb eng zusammen. Hinzu kommen außerdem mehrere Forschungseinrichtungen, die die Arbeiten wissenschaftlich begleiten. Zu diesem ganzheitlichen Ansatz gehören auch Themen wie Zertifizierungsmethoden und -verfahren für grünen Wasserstoff sowie die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger vor Ort. Das Konsortium plant zudem eine Anbindung an das deutsche Wasserstoff-Kernnetz, das auf rund 9.000 Kilometern zentrale Wasserstoff-Standorte in Deutschland miteinander verbinden soll. Dazu gehören Erzeugungszentren, Importpunkte, Speicher und künftige Abnehmer in Industrie und Kraftwerken.
Im Verlauf des Symposiums betonten die Beteiligten die Bedeutung des praxisnahen Projektes für die Region, diskutierten aber auch, wo es noch Schwierigkeiten gibt, etwa bei regulatorischen Anforderungen und bürokratischen Prozessen. Vor allem die Corona-Pandemie und die Gas-Krise hatten das Vorhaben in der Anfangsphase immer wieder vor Herausforderungen gestellt.
Mehr zum Projekt HydroNet gibt es auf www.hydronet.energy/de.