Einweihung im brandenburgischen Hennigsdorf
Wärmespeicher: Fünf Millionen Liter für den Klimaschutz
Etwa fünf Wochen läuft rund um die Uhr Wasser in den 25 Meter hohen Stahlkoloss. Dann kann der kürzlich eingeweihte Multifunktionswärmespeicher seine Arbeit aufnehmen. Das heißt: Abwärme aus dem benachbarten Stahlwerk speichern und bei Bedarf ins Fernwärmenetz einspeisen.
„Sobald der Speicher mit Wasser befüllt ist, können wir ihn mit zusätzlicher Abwärme beladen, die wir aus dem Walzprozess des benachbarten Stahl- und Walzwerkes bekommen. Das heiße Abgas gibt dabei seine Energie im Wärmetauscher an das Heizwasser ab, sprich es erwärmt das Wasser“, so Stefan Dallorso, Technischer Leiter und Prokurist bei den Stadtwerken Hennigsdorf auf der Veranstaltung zur Einweihung des Speichers.
Die im 18 Meter Durchmesser großen Stahlkörper gespeicherte thermische Energie kann dann bei Bedarf in das angeschlossene Fernwärmenetz eingespeist werden. Der Multifunktionswärmespeicher ermöglicht so eine zusätzliche erneuerbare Wärmenutzung im Netz von 13.400 Megawattstunden pro Jahr. Zum Vergleich: Laut Umweltbundesamt benötigen die Deutschen im Schnitt 0,130 Megawattstunden Wärme pro Quadratmeter Wohnfläche.
Michael Kellner, parlamentarischer Staatssekretär des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), lobte auf der Einweihungsfeier die Stadt und Stadtwerke dafür, dass hier bereits frühzeitig begonnen worden sei, über eine künftige regenerative Wärmeversorgung nachzudenken. „Wenn es uns gelingt, auch anderswo die bestehenden Wärmenetze auf erneuerbare Energien umzustellen, haben wir die Chance auf sehr schnelle Klimaschutzeffekte“, so Kellner.
Der multifunktionale Speicher in Hennigsdorf ist zudem in der Lage, Wärme aus unterschiedlichen Quellen aufzunehmen und bedarfsgerecht an die Verbraucher zu verteilen. Damit ist er eine wichtige Fortführung des Forschungsvorhabens „Erneuerbare Fernwärme 2020 - das multifunktionale Fernwärmenetz als Wärmedrehscheibe“. Wesentliches Ziel dieses Projektes: Den Anteil klimaneutraler Wärme im Fernwärmenetz auf 80 Prozent zu erhöhen. Schon jetzt liefern erneuerbare Energieträger die Hälfte der örtlichen Fernwärme. Möglich machen dies unter anderem ein Biomasse-Heizkraftwerk, ein Bioerdgas-BHKW sowie eine Solarthermieanlage mit 854 Quadratmeter Kollektorfläche. Diese wurde bereits im Jahr 2001 in einem Teilprojekt des Solarthermie-2000-Programms fertiggestellt.
Speicher macht Wärmenutzung flexibler
Die vom Stahlwerk eingespeiste Abwärme fällt unregelmäßig an und passt damit nicht immer zum aktuellen Wärmeverbrauch. Mit dem neuen Speicher ist es nun möglich, die thermische Energie bedarfsgerecht und zeitlich entkoppelt von ihrer Erzeugung zu nutzen. Dass der multifunktionale Stahlbehälter auch Wärme aus anderen Quellen aufnehmen kann, wird er in Zukunft beweisen: Die Stadtwerke Hennigsdorf planen, hier auch thermische Energie aus einem Biomasseheizkraftwerk einzulagern. Dieses erzeugt Wärme auf der Basis regenerativer Holzhackschnitzel. Gerade im Sommerhalbjahr, wenn die Wärmeproduktion im Biomasseheizkraftwerk den Bedarf übersteige, sei die Speicherung eine Alternative, um den Anteil fossil erzeugter Wärme zu reduzieren, so Dallorso. (bs)