Mithilfe von Mieterstrom können auch Bürgerinnen und Bürger ohne eigenes Dach von der Energiewende profitieren – so wie im Quartier Grünewald in Bielefeld. © naturstrom AG
Mithilfe von Mieterstrom können auch Bürgerinnen und Bürger ohne eigenes Dach von der Energiewende profitieren – so wie im Quartier Grünewald in Bielefeld.

Energie sparen und Stromkosten senken
Feldtest ermöglicht Mietern Handel mit selbst erzeugtem Strom

18.01.2024 | Aktualisiert am: 15.11.2024

Gemeinsam Solarstrom produzieren, effizient speichern und Speicherkapazitäten untereinander handeln: Das testen seit Kurzem die Mietparteien von ausgewählten Mehrfamilienhäusern in Bielefeld. Sie sind Teil des Forschungsprojekts MELANI. Bislang fanden solche Feldversuche oftmals mit Einfamilienhäusern statt.

Im Stadtteil Gellershagen befindet sich das Neubauquartier, in dem künftig 48 Wohneinheiten zur Verfügung stehen sollen. Erste Mietparteien sind bereits eingezogen. Auf den Dächern haben die Projektpartner Photovoltaikanlagen mit insgesamt 94 Kilowatt installierter Leistung errichtet. Die Solarmodule sind nach Osten und Westen ausgerichtet, sodass Strom möglichst bedarfsgerecht erzeugt wird. Überdies verfügen die Wohngebäude über zwei Batteriespeicher mit einer Kapazität von je 67 Kilowattstunden. Jeder Speicher wird von je zwei Häusern genutzt.

Neben dem Energieversorger Naturstrom sind an dem Forschungsprojekt das Unternehmen SMA, ein Spezialist für Photovoltaik-Systemtechnik, die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) und das elenia Institut für Hochspannungstechnik und Energiesysteme der Technischen Universität Braunschweig beteiligt. Sie haben den Bewohnern von zwei der vier Häuser ein speziell für MELANI entwickeltes Webportal zur Verfügung gestellt. Die beiden anderen Häuser fungieren als Vergleichsgruppe.

Energieeffizientes Verhalten wird belohnt

Über das Webportal können die Mieter einsehen, ob sie gerade den günstigen Strom aus der Photovoltaikanlage oder dem Batteriespeicher beziehen oder stattdessen den teureren Strom aus dem öffentlichen Netz nutzen. Die Nachverfolgung mittels Webportal ermöglicht den Bewohnern also, dann Strom zu verbrauchen, wenn er preiswert und klimafreundlich vom eigenen Hausdach kommt. Darüber hinaus können die Mieter ihren Anteil an der Photovoltaikanlage sowie am Batteriespeicher gegen eine Leihgebühr zeitweise an ihre Nachbarn abtreten. Der hausinterne Handel sowie die Verlagerung des eigenen Verbrauchs in günstigere Zeiten ermöglicht den Haushalten ihren Solaranteil am Mieterstromtarif zu erhöhen und auf diese Weise ihre Stromkosten zu senken.

In den beiden Vergleichshäusern können die Mieter nicht intern handeln. Zudem kostet für sie der Strom gleich viel, egal ob er aus der Photovoltaikanlage, dem Batteriespeicher oder dem Netz kommt. Die Mieter erhalten also einen einheitlichen Mieterstromtarif. Ihre Stromkosten können sie nur durch Energiesparen senken. Die Photovoltaikanlage und der Speicher werden zentral gesteuert.

Energiedatenerfassung wird optimiert

Der Feldtest soll rund ein Jahr laufen. Anschließend werden die Ergebnisse ausgewertet und auf dieser Basis die Konzepte angepasst. Gemeinsam wollen die Partner mit neu entwickelten Plänen, Verfahren und Geschäftsmodellen herausfinden, wie die Energiedatenerfassung bei gemeinsam genutzten Speichern verbessert werden kann. Dies ist bedeutsam, um die bezogenen Strommengen mithilfe digitaler Lösungen jederzeit genau zuordnen, abrechnen und Marktpartnern zur Verfügung stellen zu können. (kkl)

Förderung

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz fördert das Projekt MELANI im Forschungsbereich „Betrieb von stationären Speichern“ innerhalb des Schwerpunkts Stromspeicher.  Den Rahmen dafür bildet das 7. Energieforschungsprogramm. Hier finden Sie weitere Informationen zur Forschungsförderung.