Energie und Ressourcen sparen
Forschungsprojekt EnEWA für die European Sustainability Awards 2024 nominiert
Um neues Papier herzustellen, ist eine Zutat besonders wichtig: Altpapier. Doch rund ein Fünftel der Papierabfälle landen nicht im Recyclingkreislauf. Forschende wollen Altpapier auch aus gemischten Abfallströmen gewinnen und so die Energieeffizienz und Nachhaltigkeit der Branche steigern. Mit diesem Ansatz ist das Forschungsprojekt EnEWA nun für einen europäischen Preis nominiert.
Fasern aus Altpapier sind der wichtigste Rohstoff der deutschen Papierproduktion. Mit ihnen lassen sich gegenüber den sogenannten Primärfasern Energie und Wasser einsparen. Rund 20 Prozent des produzierten Altpapiers gelangen jedoch in Deutschland im Moment nicht zurück in den Recyclingkreislauf. Jährlich entspricht das einem Faserverlust von ungefähr 5 Millionen Tonnen. Dieser muss durch frische, neue Fasern oder importiertes Altpapier ersetzt werden.
Mit über 90 Milliarden Kilowattstunden verbrauchte die europäische Papier- und Zellstoffindustrie im Jahr 2021 etwa so viel Energie wie hierzulande knapp 5 Millionen Haushalte. Will der Sektor seinen CO2-Ausstoß deutlich reduzieren, spielt die nachhaltige Herstellung von Papier eine wichtige Rolle.
Preisnominierter Lösungsansatz kann Nachhaltigkeit im Papierrecycling erhöhen
In EnEWA entwickeln Forschende eine Lösung, um Altpapier aus den gemischten Abfallströmen Leichtverpackungen, Restabfall und Gewerbeabfall gewinnen und recyceln zu können. Dieser Prozess erstreckt sich von der trockenmechanischen Sortierung, optimierten Zerfaserung und Hygienisierung bis hin zum Einsatz des Altpapiers in der Produktion von neuem Papier. Wird das Altpapier in die Kreislaufwirtschaft integriert und recycelt, kann das die ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit der Papierindustrie erhöhen.
Mit diesem Lösungsansatz ist das Forschungsprojekt jetzt in der Kategorie „Driving the Circular Economy“ (Förderung der Kreislaufwirtschaft) beim European Sustainability Award 2024 nominiert. Die Preise werden vom 12. bis 13. November in Amsterdam vergeben. Bereits im Jahr 2022 ist EnEWA für den innovativen Forschungsansatz mit dem European Paper Recycling Award ausgezeichnet worden.
EnEWA-Sortierprozess: Papier aus gemischten Abfallströmen kann recycelt werden
Erste Forschungsergebnisse zeigen, dass rund die Hälfte des Papiers aus gemischten Abfallströmen auch über die getrennte Altpapiersammlung hätte entsorgt werden können. In einer angepassten Sortieranlage hat das EnEWA-Forschungsteam im kleinen Maßstab bis zu 120 Tonnen Papier aus Leichtverpackungsabfällen vorsortiert: Störstoffe und unerwünschte Fraktionen konnten entfernt sowie die mikrobielle Belastung der Fasern reduziert werden. Der aus diesen Sekundärfasern hergestellte Karton weist im Vergleich zu herkömmlichen Recyclingkartons eine vielversprechende Qualität auf. Bisher wurde dieser im Non-Food-Bereich vermarktet. Derzeit bereiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in EnEWA die Umsetzung des entwickelten Recyclingprozesses in die industrielle Anwendung vor.
Mit EnEWA Wiederverwertungsverbot für Altpapierfasern aufheben
Neben innovativen Lösungen für die Altpapierwiederverwertung wollen die Forschenden in EnEWA neues Wissen generieren, mit dem sich die Mindeststandards zum Verpackungsrecycling zukünftig weiterentwickeln lassen. So sollen die Erkenntnisse in die 36. Empfehlung des Bundesinstituts für Risikobewertung einfließen. Bislang unterbinden die in dieser und in der DIN EN 643 ausgedrückten Risiken des Verbraucherschutzes die Wiederverwertung von Papier aus gemischten Abfallströmen. Die EnEWA-Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass mit einem angepassten Sortier- und Papierherstellungsprozess Produktqualitäten erreicht werden, die den Anforderungen für den Einsatz des gewonnenen Papiers im Lebensmittelbereich entsprechen.