Energie und Ressourcen sparen
Forschungsprojekt EnEWA erhält European Paper Recycling Council Award
Um neues Papier herzustellen, ist eine Zutat besonders wichtig: Altpapier. Doch rund ein Fünftel der Papierabfälle landen nicht im Recyclingkreislauf. Forschende wollen dieses Altpapier aus gemischten Abfallströmen gewinnen und so die Energieeffizienz und Nachhaltigkeit der Branche steigern.
Mit über 80 Milliarden Kilowattstunden verbrauchte die deutsche Papierindustrie 2019 etwa so viel Energie wie hierzulande knapp fünf Millionen Haushalte. Will die Industrie ihren CO2-Ausstoß deutlich reduzieren, spielt also auch die nachhaltige Herstellung von Papier eine wichtige Rolle. In den vergangenen Jahrzehnten konnten Papierhersteller ihren Energieverbrauch bereits senken – etwa indem sie Anlagen technisch optimiert haben oder bei der Wiederaufbereitung von Altpapier einen deutlich geringeren Energiebedarf erzielten. Altpapier stellt heute eine sehr wichtige Basis für die Produktion von neuem Papier dar. Dennoch gelangen derzeit noch rund 20 Prozent des produzierten Papiers nicht zurück in den Recyclingkreislauf. Sie dienen lediglich zur Energieerzeugung. Das bedeutet, dass sie unter CO2-Ausstoß verbrannt und nicht in einer energiesparenderen Variante zu neuem Papier recycelt werden. Hier setzt das Forschungsprojekt EnEWA an.
Preiswürdige Idee für die Zukunft des Papierrecyclings
In EnEWA entwickeln Forschende eine Lösung, um Altpapier aus den Wertschöpfungsketten Leichtverpackungen, Restabfall und Gewerbeabfall gewinnen und recyceln zu können. Das Projekt wurde nun in Brüssel vom Europäischen Rat für Papierrecycling (engl. European Paper Recycling Council, kurz: EPRC) in der Kategorie „Innovative Technologien und Forschung & Entwicklung“ ausgezeichnet.
Ziel in EnEWA ist es, einen Aufbereitungsprozess zu entwickeln, der das Papier aus den genannten Wertschöpfungsketten zurück in den Recyclingkreislauf führt. Dieser Prozess streckt sich von der trockenmechanischen Sortierung, Zerkleinerung und Hygienisierung bis hin zum Einsatz des Altpapiers in der Produktion von neuem Papier. Wird das Altpapier in die nachhaltige Kreislaufwirtschaft integriert und recycelt, kann dies potenziell um die 300.000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen.
Altpapier ist nicht gleich Altpapier: Sortierprozess soll Qualitäten unterscheiden können
Erste Analysen innerhalb des Forschungsprojekts zeigen, dass rund 50 Prozent des Papiers aus den bislang untersuchten gemischten Abfallströmen auch über die getrennte Altpapiersammlung hätten entsorgt werden können. Das Potenzial, dieses Altpapier für die erneute Papierproduktion zu gewinnen, ist entsprechend groß. Die bisherigen Ergebnisse fließen aktuell in die Entwicklung eines Sortierprozesses für die gemischten Abfallsammlungen ein. Damit wollen die Forschenden es ermöglichen, das recyclingfähige Papier zur Wiederaufbereitung auszusortieren. Der Sortierprozess soll dabei die Qualitäten des Papiers berücksichtigen können. Hierbei geht es beispielsweise auch um Papierabfälle in Qualitäten, die nicht klassisch in der Altpapiersammlung entsorgt werden können, die aber ein ebenso hohes Potenzial zur stofflichen Verwertung beim Recycling aufweisen.
Zukunft im Papierrecycling: Empfehlungen überarbeiten und Beschränkungen aufweichen
In EnEWA wollen die Forschenden neues Wissen generieren, mit dem sich die Mindeststandards zum Verpackungsrecycling zukünftig weiterentwickeln lassen. So sollen die Erkenntnisse auch in die angestrebte Weiterentwicklung der 36. Empfehlung des Bundesinstituts für Risikobewertung einfließen. Diese beschränkt bisher eine stoffliche Verwendung der betroffenen Abfallströme durch ein Rezeptverbot. Ließen sich technische Grenzwerte einführen und ein geeigneter Hygienisierungsprozess anwenden, wäre es möglich, die entwickelten technischen Lösungen industriell zu realisieren. Das einbezogene Altpapier aus den drei Abfallströmen Leichtverpackungen, Restabfall und Gewerbeabfall könnte dann als Rohstoff dienen, um neues Papier herzustellen, und somit viel Energie und Wasser einsparen. (ln)