
Effiziente Wärmepumpen
Propan-Kältekreis erreicht Rekordwerte
Im Forschungsprojekt LC150 entwickelt ein Team des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE einen nachhaltigen und kosteneffizienten Kältekreis für Wärmepumpen. Als Kältemittel verwenden die Forschenden eine geringe Menge Propan. Nun gelang ihnen ein Effizienzrekord.
Nur 124 Gramm Propan — das ist die Kältemittelmenge, mit der die Forschenden von LC150 eine maximale Heizleistung von 12,8 Kilowatt erreichen konnten. Pro Kilowatt Heizleistung entspricht das rund 10 Gramm und ist etwa vergleichbar mit der Propanmenge von nur fünf Feuerzeugen.
Ziel des Projektteams ist es, die Kältemittelmenge auf 150 Gramm reduzieren — wie auch der Name des Projekts LC150: low charge 150 g verrät. Das entspricht gegenüber marktverfügbaren Systemen einer Kältemittel-Reduktion um 75 Prozent. Mit der geringen Füllmenge wäre eine solche Wärmepumpe auch ohne zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen im Gebäude einsetzbar. Entsprechend einer vorherigen Potenzialstudie des Fraunhofer ISE war zu Projektstart eine Heizleistung von acht Kilowatt wahrscheinlich. Die ursprünglich erwarteten Werte haben die Forschenden somit bei einem ihrer Prototypen bereits übertroffen. Einen Beispiel-Kältekreis zeigte das Projektteam vom 11. bis 13. Oktober 2022 auf der Messe Chillventa in Nürnberg.
26 Prototypen gebaut und aktuell im Test
„Die Reduktion des Kältemittels kann durch eine gezielte Anpassung aller Einzelkomponenten auf das Kältemittel Propan auch für andere Leistungen und Betriebspunkte erreicht werden“, erklärte Lena Schnabel zu Beginn des Projekts. Ausschlaggebend für einen optimierten Propan-Kältekreis ist der Einsatz füllmengenreduzierter Wärmeübertrager, Verdichter und Verrohrungssysteme sowie die Entwicklung von Betriebsweisen, die eine gute Kältemittelverteilung in den Komponenten erlauben.
Seit Oktober 2021 haben die Forschenden 26 Prototypen für Sole-Wärmepumpen gebaut. Die einzelnen Komponenten haben sie dabei in verschiedenen Konstellationen zusammengesetzt. Alle Prototypen durchlaufen ein Messverfahren am Teststand, um die ideale Wärmepumpe zu finden.
Wärmepumpen-Komponenten weiter optimieren
Der Rekord-Kältekreis ist ein großer Schritt, marktreif ist er allerdings noch nicht. Der im Prototyp eingesetzte Verdichter stammt aus der Automobilbranche und braucht aufgrund seiner technischen Eigenschaften weniger Kältemittel bei höherer Leistung. Für eine Wärmepumpe, die über 20 Jahre viele Betriebsstunden laufen soll, sind diese Verdichter nicht geeignet. Es gilt also, die Verdichter für eine längere Lebenszeit zu optimieren.
Ebenso gibt es weitere Stellschrauben wie das Volumen des Wärmeübertragers, die benötigte Ölmenge, Rohrleitungen und Zusatzbauteile, an denen das Forschungsteam von LC150 weiterhin arbeitet. Ziel ist es, ein langlebiges und ausgewogenes System zu erreichen. Dafür würde etwas mehr Kältemittel und ein etwas größerer Wärmeübertrager zum Einsatz kommen. Die Forschenden sind überzeugt: Ein Kältekreis mit maximal 150 Gramm Propan und acht bis zehn Kilowatt Leistung sollte weiterhin unter realen Einsatzbedingungen erreichbar sein. (az/ln)