Geothermie
Mobile Workover-Anlage als Messeneuheit präsentiert
Bis zuletzt mussten die Genehmigungen für die Überführung der Anlage durch verschiedene Kreise und Kommunen eingeholt werden – doch dann stand es fest: Die mobile Workover-Anlage der Firma MAX STREICHER konnte als Messeneuheit pünktlich ihre Reise von München zur GeoTHERM nach Offenburg antreten. 2018 fertiggestellt, lassen sich mit dieser innerhalb des Projekts EBIMA entwickelten Anlage Pumpenwechsel schnell und automatisch durchführen, um den Betrieb einer Geothermie-Anlage nach einem Pumpenausfall möglichst schnell fortsetzen zu können.
„Betriebsausfälle sind sehr kostspielig“, erklärt Christoph Feldmeier, Projektkoordinator von EBIMA, den Hintergrund des Forschungsprojekts. „Unser Projektpartner, die Stadtwerke München, brauchten für den geplanten Ausbau ihrer Kraftwerke eine sichere und schnell verfügbare Lösung.“ Mineralische Ablagerungen führen im Münchner Stadtgebiet vergleichsweise häufig zu Pumpenausfällen. Um hier jeweils schnell Abhilfe zu schaffen, war die Mobilität der benötigten Workover-Anlage eines der wichtigsten Anliegen an die Neuentwicklung. Kompakt und leicht sollte sie sein, um möglichst einfach für die benötigten Strecken im Münchner Stadtgebiet zugelassen werden zu können. Daher ist die gesamte Anlage auf einem speziell entwickelten Sattelauflieger mit vier Lenkachsen aufgebaut, der auch für den Transport durch Kreisverkehre geeignet ist. „Die größte Innovation war der Bohrmast“, berichtet Christoph Feldmeier. „Da dieser in einem Stück zu lang für den gewünschten Transport gewesen wäre, haben wir einen klappbaren Zahnstangenmast entwickelt.“
Besucher erhielten erste Einblicke in einen Pumpenaustausch bei Geothermiebohrungen
Während der GeoTHERM konnte zwar der Pumpenaustausch selbst nicht gezeigt werden – da es auf dem Gelände keine geeignete Bohrung gab – jedoch erhielten die Messebesucher einen Eindruck von der Automatisierung der Abläufe. Ein Hubschlitten fährt hierbei auf Knopfdruck innerhalb des Bohrmasts auf und ab – an diesem Schlitten hängen bei einem realen Einsatz die Förderrohre, um in die Bohrung abgelassen zu werden. Zuvor sorgt ein eigens entwickeltes Pipehandling-System dafür, dass ein Rohr nach dem anderen in die richtige Position gebracht und an den Hubschlitten übergeben werden kann. Der Prozess läuft in Schrittketten automatisch ab, lediglich gesteuert von einem Bediener mit Fernsteuerung. Selbst das Verschrauben wird durch eine Verschraubereinheit geleistet. Parallel zur Abwärtsbewegung des Hubschlittens wird zudem das für die Pumpe benötigte Stromkabel automatisch und synchron abgespult und in das Bohrloch hinabgeführt.
Das Ziel der Entwickler von MAX STREICHER Bohrtechnik ist es, die Anlage auch noch für weitere Geothermie-Hotspots im In- und Ausland zu bauen. Eine Möglichkeit, die Neuentwicklung bekannt zu machen, bot das Baltic-Sea-Symposium im Vorfeld der GeoTHERM – eine Veranstaltung des Geothermie-Programms der Internationalen Energie Agentur (IEA Geothermal), organisiert durch den Projektträger Jülich. Verschiedene Länder der Ostseeregion – unter anderem Dänemark, Polen oder Schweden – präsentierten hier den Einsatz von Geothermie für die Wärme- und Stromversorgung ihrer jeweiligen Länder und stellten die Perspektiven für die zukünftige Nutzung und einen eventuellen Ausbau vor. Die Demonstration des Workover-Rigs EBIMA auf dem Messeplatz bildete den Abschluss der Veranstaltung.