Saubere Energie für Technologiezentrum
Militärkrankenhaus wird Herzstück eines Nur-Strom-Quartiers
Am Campus der Freien Universität Berlin transformieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Energieversorgung von fossil auf 100 Prozent erneuerbare Energien. Am 27. Mai 2019 wird es zum Projekt eine Informationsveranstaltung mit der Eröffnung eines Info-Pavillons geben.
Das im Berliner Süden geplante Technologie- und Gründungszentrum FUBIC soll seinen Strom- und Wärmebedarf künftig ausschließlich mit erneuerbaren Energien decken und dabei sich selbst sowie seine Umgebung mit sauberem Strom versorgen. FUBIC steht für “Business and Innovation Center next to Freie Universität Campus”. Mit dem Anfang 2019 gestarteten Forschungsvorhaben betritt das Forscherteam in seiner technologischen, wirtschaftlichen und nutzerseitigen Komplexität sowie in der integralen Planung Neuland.
OP-Säle werden zu Büroräumen
In direkter Nachbarschaft zur Freien Universität Berlin (FU Berlin) entsteht bis 2023 auf einem 50.000 Quadratmeter großen Gelände mit FUBIC ein Technologiequartier für bis zu 85 Start-ups und junge Unternehmen aus den Bereichen Life-Science, Gesundheitswirtschaft sowie Informatik. Dafür werden Bestandsgebäude umgebaut und sechs neue Gebäude errichtet. Das zentrale Gebäude des Quartiers ist ein ehemaliges Militärkrankenhaus aus den 1970er Jahren mit OP-Sälen, Bädern und Ärztezimmern, die jetzt zu Büro-und Laborgebäuden umgebaut werden. Der Campus der FU mit seinen Forschungseinrichtungen gehört zu den vier größten Wissenschaftsstandorten in Deutschland.
Nur-Strom-Versorgung eines Quartiers ist deutschlandweit einmalig
Das Wissenschaftlerteam unter Leitung von WISTA Management, die unter anderem den Wissenschafts- und Technologiepark Berlin Adlershof aufgebaut hat und betreibt, entwickelt gemeinsam mit der RWTH Aachen und der FU Berlin in einer ersten Phase Konzepte für die 100 Prozent grüne Stromversorgung. Die erneuerbare Energie stammt aus Dach-Photovoltaikanlagen vor Ort und aus zugekauftem Grünstrom aus dem übergeordneten Netz. Ab 2023 soll ein auf FUBIC zugeschnittenes Energiespeichersystem die Versorgung des Quartiers zu jeder Zeit sicherstellen und darüber hinaus netzdienlich agieren.
Um von einem Nur-Strom-Quartier sprechen zu können, muss auch die Wärmeversorgung auf Strom basieren. Hierfür modellieren und simulieren die Forschenden verschiedene Energiesysteme, untersuchen deren Effizienz und Wirtschaftlichkeit und empfehlen dann auf dieser Basis ein System für die Umsetzung. Die Nutzung von Abwärme aus raumlufttechnischen Anlagen des Laborbetriebs und aus Serverräumen soll die Wärmeversorgung unterstützen. Auch eine innovative Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik sowie ein cloudbasiertes Energiemanagementsystem werden für das Technologiequartier entwickelt, damit Energie bedarfsgerecht und flexibel bereitgestellt werden kann. Im Quartier sind Ladeplätze für Elektroautos geplant, sodass die Sektoren Strom und Verkehr gekoppelt werden können.
Blaupause für zukünftige Technologiequartiere
Das Wissenschaftlerteam wird im Forschungsvorhaben die regulatorischen, organisatorischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erarbeiten, die einen wirtschaftlichen Betrieb eines Nur-Stromsystems im Technologiequartier erlauben. Angedacht ist hier zum Beispiel flexible Stromtarife zu entwickeln und umzusetzen. Zusätzlich sollen relevante Stakeholder beteiligt und dadurch Transparenz und Nutzerakzeptanz geschaffen werden. Lässt sich in FUBIC ein wirtschaftlich tragfähiges Konzept realisieren, so hat die CO2-neutrale und emissionsfreie Nur-Strom-Energieversorgung großes Potenzial auf andere Quartiere in Deutschland und Europa übertragen zu werden.
Infoveranstaltung zum Projekt
Am 27. Mai 2019 wird es zum Projekt eine Informationsveranstaltung mit der Eröffnung eines Info-Pavillons geben. Hier stellen die Projektbeteiligten die aktuellen Planungen zu Gebäuden und zum Quartier vor. Im Anschluss wird es eine Führung über das Gelände geben.