Panorama des Duisburger Binnenhafens © Photograf - stock.adobe.com
Panorama des Duisburger Binnenhafens

Energieversorgung
Binnenhafen Duisburg soll energieeffizient werden

21.10.2019 | Aktualisiert am: 08.08.2024

In Duisburg befindet sich der größte Binnenhafen der Welt. Für das 1550 Hektar große Areal entwickelt das Fraunhofer UMSICHT in Zusammenarbeit mit der Duisburger Hafen AG ein Gesamtkonzept zur Energienutzung und -versorgung und zwar in Bezug auf Herausforderungen der Energiewende.

Das Projekt enerPort soll zeigen, welche Energiethemen für Binnenhäfen von zentraler Bedeutung sind. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen unter anderem welche Lösungen es für eine energieeffiziente und emissionsreduzierende Versorgung gibt. Außerdem definieren sie, wie Binnenhäfen energietechnisch charakterisiert werden können. Für das Beispiel Duisburg entwickeln sie ein Gesamtkonzept, das auf andere Binnenhäfen übertragen werden kann.

Verknüpfung von Hafen und Stadt

Da Binnenhäfen vor allem Industrie- und Gewerbegebiete sind, muss die Energiewirtschaft hier mit den Sektoren Industrie, Logistik, Verkehr und Gewerbe intelligent gekoppelt werden, um eine höhere Energieeffizienz zu erreichen.

Der Bereich Wohnen spielt dabei ebenfalls eine wichtige Rolle: „Binnenhäfen sind auch in urbane Räume eingebunden und grenzen unter anderem an Wohngebiete. Gerade der Duisburger Hafen ist durch seine Lage in der Stadt ein gutes Beispiel“, erklärt Dr.-Ing. Anna Grevé, Leiterin der Abteilung Elektrochemische Energiespeicher am Fraunhofer UMSICHT. „Wohnquartiere und Binnenhäfen beeinflussen sich folglich bei ihren Entwicklungen wechselseitig“, so Grevé.

Sektorenkopplung: Verschiedene Varianten werden geprüft

Erneuerbare Energien können im Hafengebiet vielfach nutzbar gemacht werden. Schiffe mit Elektromotoren könnten den Hafen als Ladestation nutzen. Synthetische Kraftstoffe können direkt vor Ort unter Verwendung von erneuerbarem Strom hergestellt und die Transportmittel dort betankt werden. Dies erspart lange Transportwege und ist somit ökologisch sinnvoll.

Im Projekt enerPort werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler noch weitere Optionen durchspielen: „Man könnte zum Beispiel möglichst viele Dachflächen von Hafengebäuden mit PV-Anlagen ausrüsten, um ein lokales Energiesystem aufzubauen. So wird das übergeordnete Verteilnetz entlastet“, erklärt Grevé. Auch die Nutzung von Abwärme innerhalb des Hafens oder in angrenzenden Siedlungen ist möglich, um die verschiedenen Sektoren miteinander zu koppeln.

Ziel: Energieversorgung bilanziell verbessern

Bisher sind die Akteure auf dem Hafengebiet für ihre Energieversorgung selbst zuständig. Mit dem von Fraunhofer UMSICHT entwickelten Gesamtkonzept sollen Synergien zwischen diesen genutzt und Einsparpotenziale identifiziert werden. Ziel ist es, die Energieversorgung des Hafens bilanziell zu verbessern. Neben PV-Anlagen auf den Dächern können auch Wärme- und Kältespeicher bedarfsorientiert integriert werden.

Blaupause für andere Häfen

Ziel des Projektes ist es, ein Gesamtkonzept zur Energienutzung- und Versorgung von Binnenhäfen als Stadtquartiere in Bezug auf die Herausforderungen der Energiewende zu entwickeln. Dabei ermitteln die Forschenden die aussichtsreichsten und relevantesten Kombinationen aus Technologien und Szenarien.

Zunächst starten die Wissenschaftler jetzt mit einer Bestandsanalyse. Alexander Garbar, Manager Sustainability und Projektmanager Unternehmensentwicklung bei der Duisburger Hafen AG beschreibt die wichtigsten Fragestellungen: „Welche Energiethemen sind für den Hafen Duisburg von zentraler Bedeutung? Was für Lösungsansätze wurden bisher verfolgt? Welche Schnittstellen gibt es zwischen effizienter Energienutzung und –versorgung? Und wo sind Ansatzpunkte für Optimierungsmaßnahmen zu erwarten?“. Am Ende des ersten Bearbeitungsschrittes soll ein umfassender Überblick über Binnenhäfen in Form einer Metastudie vorliegen, mit Schwerpunkt auf dem Duisburger Hafen.

Informationen zum Binnenhafen Duisburg

Das Duisburger Hafengelände hat 21 Hafenbecken, ein rund 200 km langes Schienennetz und 8 Containerterminals mit 21 Containerbrücken zum Be- und Entladen von Schiffen, Lkws und Zügen. Der Transport von Rohstoffen wie Kohle oder flüssigen Gütern erfolgt durch fünf Importkohleterminals und 19 Anlagen zum Flüssiggutumschlag mit einem aggregierten Tankraum für Flüssiggüter von etwa 0,6 Millionen Kubikmeter. Insgesamt werden im Duisburger Hafen jährlich über 25.000 Züge und 20.000 Schiffe und mehr als 4,1 Millionen TEU (Twenty feet equivalent unit = 20 Fuß Container) pro Jahr umgeschlagen. (bs)